Zugegeben, es ist schon etwas verwirrend mit der Namensfindung dieser Rasse. Die Windhunde, um die es geht, haben ein seidiges Fell, sehen ein bisschen wie Elfen im Wind aus und unbestritten ähneln sie einem langhaarigen Whippet. Wie kam es nun zu diesen Namens-Irrungen und Verwirrungen?
Ein Blick in die (Namens)-Geschichte der (Silken) Windsprite:
- Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre ging es los. Walter A. Wheeler Jr. – der Begründer der Rasse, ging zeitlebens davon aus, langhaarige Whippets zu züchten und hat sie auch dementsprechend genannt: „Longhaired Whippets“.
Sein Kennel hieß „Windsprite“ und er gab seinen Hunden den Spitznamen „Silken Windsprite“. - Anfang der 80er Jahre startetet der American Kennel Club (AKC) eine Untersuchung, die die Herkunft der Longhaired Whippets offen legen sollte. Man befand, dass die langhaarigen Whippets von Walter A. Wheeler keine reinrassigen Whippets sind. Ahnentafeln wurden aberkannt und Wheelers Hunde aus dem Zuchtbuch des AKC gestrichen.
Dies wäre vermutlich der Moment gewesen, um sich endgültig vom Namen „Longhaired Whippet“ zu verabschieden. Das dauerte aber noch eine ganze Zeit ... stattdessen gründete Wheeler 1981 den ersten Club für seine, wie er immer noch dachte, neue/alte Rückkreuzung von langhaarigen Whippets, die „Longhaired Whippet Association“.
Durch die heute zur Verfügung stehenden genetischen Untersuchungsmethoden wissen wir, dass die Rasse aus einer Kreuzung von Whippet, Shetland Sheepdog und Barsoi entstand. Es handelt sich also tatsächlich um eine neue Rasse und keinen langhaarigen Whippet. - Nun taucht ein Nebenschauplatz in der Namensgeschichte auf: 1984 startet die Amerikanerin Francie Stull das Zuchtprojekt einer neuen Windhundrasse. Die Rasse sollte dem Barsoi ähnlich sein, jedoch deutlich kleiner. Zu diesem Zweck kreuzte sie im Laufe der kommenden zwei Jahrzehnte acht von Walter A. Wheeler Jr. erworbene Longhaired Whippets mit zwei Barsois und zwei Whippets. Sie begründete damit das Fundament der Rasse „Silken Windhound“. Zum gleichen Zeitpunkt hießen die Hunde der Longhaired Whippet Association von Wheeler weiter Longhaired Whippet.
- 2001 fand eine Abspaltung statt und Michelle Henninger gründete in den USA den „International Longhaired Whippet Club“ (ILWC). Einige von Michelle Henniger gezogene Hunde wurden von Marietta Kühne nach Deutschland importiert. Um dem Problem der Verwechslung mit Whippets in Deutschland aus dem Weg zu gehen, wurde die Rasse hierzulande „Silken Windsprite“ genannt und in Folge 2004 der SWC „Silken Windsprite Club“ gegründet. Im Grunde ist der Rassename „Silken Windsprite“ also ein deutsches Konstrukt, in den USA war der Name nur Wheelers eigene Bezeichnung für die Hunde seines Kennels.
- 2010 wurde der „Deutsche Langhaar Whippet Club“ gegründet. Vermutlich in Anlehnung an den amerikanischen Verein, der 2010 noch International Longhaired Whippet Club hieß, nannte man sich entsprechend.
- 2017 wurde die Rasse in den USA nun endlich und folgerichtig umbenannt. Aus „Longhaired Whippet“ wurde „Windsprite“. Man nannte die Rasse nicht „Silken“, da dieser Name seit den 80er Jahren durch die Silken Windhounds belegt war.
- In Deuschland wurden im Jahr 2023 die Silken Windhound national vom VDH anerkannt und werden nun, wie auch die Silken Windsprite, im Zuchtbuch des DWZRV geführt. Auf dem Silken Windsprite Rassemeeting des DWZRV beschlossen die Mitglieder den Namen der Rasse, analog zum Ursprungsland USA, in „Windsprite“ umzubenennen.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Umbenennung sukzessive ihren Weg durch Europa findet. Macht es doch einiges leichter, wenn alle Hunde der gleichen Rasse auch den gleichen Namen tragen. Aber wer weiß, welche Namen uns noch erwarten – in der Hundewelt ist mit (fast) allem zu rechnen ;-)
In diesem Kontext fällt mir gleich das nächste Blog-Thema ein: Wie geht es in Europa weiter? Werden Kooperationen der national anerkannten (Silken)Windsprite Clubs geschlossen und ggf. Standards angeglichen? Es bleibt spannend und es bleibt viel zu tun auf dem Weg zu einer gesunden und überregionalen Zukunft der Rasse.